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Ist ein Rauchmelder in der Küche sinnvoll? Ja oder nein?

Über Rauchwarnmelder mit Stummschaltung bis hin zum Hitzemelder

Letzte Aktualisierung am von Alexander

Trotz der Rauchmelderpflicht in deutschen Bundesländern gibt es noch viele menschliche Opfer von Bränden in deutschen Haushalten zu beklagen. Dabei ist der Auslöser für ein Drittel der Brände in Wohnungen und Häusern die Küche. Trotzdem ist die Küche von der Rauchmelderpflicht ausgenommen in allen Landesbauordnungen. Macht das Sinn? Oder eher nicht.

Abbildung Ursachenstatistik Brandschäden 2018 vom Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer (IFS)
Ursachenstatistik Brandschäden 2018 vom Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer (IFS)

Schaut man sich die Brandstatistiken an, dann ist es jedes Jahr wieder das gleiche Bild. Sehr viele Brände in privaten Wohnungen und Häusern entstehen in der Küche. Was viele nicht wissen: der Auslöser sind oft defekte Küchengeräte, wie Kühlschränke, Toaster und Kaffeeautomaten.

Laut Brandstatistik sind 33 % der Küchenbrände durch elektrische Defekte von Haushaltsgeräten verursacht worden. Davon sind 47 % durch den Herd verursacht. Hier ist die Ursache in der Regel eine nicht ausgeschalteter Herdplatte und darauf vergessene Pfannen und Töpfe. Aber auch defekte Geräte.

Schaut man sich die Fakten an, dann fragt man sich relativ schnell warum die Küchen von der Rauchmelderpflicht ausgenommen sind. Meiner Meinung nach ist der Grund dafür ein ganz banaler. Denn Rauchwarnmelder sind in der Regel nicht für den Einsatz in der Küche geeignet. Dazu muss man sich die Funktionsweise der vorgeschriebenen Rauchwarnmelder einmal genauer anschauen.

Wie funktioniert ein Rauchwarnmelder?

Inzwischen ist die Rauchmelderpflicht in allen Bundesländern beschlossen und in bewohnten Gebäuden sind Rauchmelder in den meisten Räumen Pflicht. Allerdings hat die Landesbauordnung der verschiedenen Bundesländer keine Vorschrift für die Rauchmelder in der Küche.

Der Grund dafür liegt laut Experten darin, dass die handelsüblichen Rauchmelder nicht für den Einsatz in der Küche geeignet sind. Der Grund dafür: Rauchwarnmelder reagieren nicht nur auf Brandrauch, sondern auch auf entstehende Dämpfe beim Kochen, Braten und Backen. Auch diese Dämpfe, hier vor allem Wasserdämpfe, lösen den Alarm bei den normalen Rauchwarnmeldern aus. Auch der Rauch, der beim anbrennen in einer Pfanne entsteht, würde einen normalen Rauchwarnmelder zum Alarm bringen.

Das Resultat eines installierten Rauchmelders in der Küche ist also ein ständiger Fehlalarm beim Kochen und Braten. Das will man natürlich nicht.

Wie so ein Rauchwarnmelder funktioniert in meinem Video

Aber warum ist das so?

In meiner folgenden Grafik kannst Du sehen, wie ein Rauchwarnmelder funktioniert. Über eine Öffnung kann entstehender Brandrauch in die Rauchkammer des Melders eindringen und lenkt dann Lichtstrahlen im Inneren ab. Dadurch wird bei Erreichen eines gewissen Schwellwert der Alarm ausgelöst. Durch Wasserdampf und Rauchpartikel beim Braten und Kochen wird der gleiche Effekt erzielt, weswegen normale Rauchwarnmelder für Küche und Bad nicht zu gebrauchen sind.

Illustration Funktionsweise einesRauchwarnmelder (© Rauchmelder-Guide.de)
So funktioniert ein Rauchwarnmelder (© Rauchmelder-Guide.de)

Alternative Brandmelder für die Küche

Deshalb gibt es für die Küche meiner Meinung nach eigentlich nur eine gute Entscheidung. Das Anbringen von Wärmemeldern oder Hybrid-Melder. Diese werden im Handel auch als Hitzemelder oder Thermomelder verkauft. Im Gegensatz zu Rauchwarnmeldern arbeiten Sie bei der Erkennung von Wohnungsbränden mit der Detektion von Hitze. Bei den Hitzemeldern für die Küche empfehle ich den Ei Electronics Ei603TYC (bei Amazon ansehen). Dieser reagiert ab 58 C°

Der Ei Electronics Ei603TYC Hitzemelder reagiert ab 58 C°

Sogenannte Hybrid-Melder benutzten beide Messverfahren – also Rauch und Hitze. Sie erkennen entstehenden Brandrauch und lösen aber erst dann Alarm aus, wenn die Temperatur im Raum einen Schwellwert erreicht hat. Die meisten Melder arbeiten hier mit 60 °C. Auch das schnelle Ansteigen der Umgebungstemperatur im Raum wird von guten Modellen erkannt. Damit sind sie ideal für den Einsatz in der Küche geeignet, da Rauchpartikel und Wasserdampf keinen Fehlalarm auslöst.

Wärmemelder reagieren später auf bestimmte Brände

Das Problem mit Wärmemeldern liegt woanders. Sie lösen bei einigen Brandherden deutlich später Alarm aus als ein Rauchmelder. Damit hat man nicht mehr so viel Zeit die Wohnung und das Gebäude zu verlassen, wenn der Alarm auslöst. Deshalb hat sich der Gesetzgeber in den Landesbauordnungen auf die Anbringung von Rauchwarnmeldern geeinigt. Diese lösen sehr viel schneller Alarm aus bei den meisten und häufigsten Brandarten.

Da die meisten Wohnungsbrände in der Nacht entstehen, ist jede Sekunde wichtig, damit man sich und seine Familie noch in Sicherheit bringen kann.

Abbildung: Statistik Verteilung Brandtote in der Nacht und am Tag
Statistik Verteilung Brandtote in der Nacht und am Tag

Denn das Problem bei Bränden ist nicht nur die Hitze und das Feuer, sondern auch der viel früher schon entstehende Brandrauch. Schon das Einatmen von ein paar Atemzügen giftigem Brandrauch kann zur Ohnmacht und damit zum sicheren Tod führen.

Deshalb ist ein frühes Detektieren von Rauch so wichtig. Vor allem in der Nacht, wo wir Rauch nicht riechen können. Denn im Schlaf ist der Geruchssinn nicht aktiv.

Eine weitere Alternative für die Küche: Rauchmelder mit Stummschaltung

Eine in der Praxis nicht ganz so ideale Lösung sind Rauchmelder mit Stummschaltung in der Küche. Diese erkennen den Brand deutlich schneller als ein Hitzemelder. Der Nachteil: vergisst man einmal die Stummschaltung beim Kochen, dann kommt es zu einem Alarm. Außerdem ist die Stummschaltung bei den meisten Rauchmelder nur ca. 10 Minuten aktiv und dann geht er wieder in Alarmbereitschaft. Natürlich kochen viele deutlich länger und dann kommt es auch zu einem Fehlalarm.

Alternative Herdwächter bzw. Herdalarm

Ein anderes Verfahren ist das Anbringen eines sogenannten Herdalarm an der Dunstabzugshaube, insofern man eine hat. Da dieser Herdalarm direkt über dem Herd angebracht wird, reagiert er deutlich schneller. Wird also eine Herdplatte zu heiß, oder ein Gegenstand auf der heißen Herdplatte bzw. in einer Pfanne oder Topf gerät in Brand, dann erkennt der Herdwächter das deutlich schneller als ein Hitzemelder an der Decke.

Dabei gibt es noch einen Unterschied zwischen dem Herdalarm, der schnell einen Alarm auslöst und einem Herdwächter. Der Herdwächter schaltet nämlich auch noch den Herd automatisch aus. Dabei wird die Stromzufuhr zum Gerät einfach unterbrochen. Allerdings sind das schon relativ teure und professionelle Lösungen.

Ausnahme von der Rauchmelderpflicht

Übrigens gibt es tatsächlich auch zwei Regelungen in den Landesbauordnungen der Bundesländer, die Rauchmelder in der Küche vorschreiben. Der erste Fall greift dann wenn die Küche auch ein Fluchtweg ist. Auch bei einer offenen Wohnküche, die direkt mit dem Wohnzimmer in Verbindung ist, wird ein Rauchmelder vorgeschrieben.

Hier sollte man dann ein Gerät mit Stummschaltung-Funktion wählen und eine Installation an der Wand in Betracht ziehen, da dann deutlich weniger Fehlalarme erfolgen. Allerdings erfolgt auch die Auslösung bei einem richtigen Brand dann später.

Meine Empfehlung für die Küche

Für die meisten Menschen ist wohl die Anbringung eines Hitzemelder oder eines Hybrid-Melders, der auf Hitze und Rauch reagiert, die praktikabelste Lösung für die Küche. Diese Geräte sind günstig zu bekommen und meiner Meinung nach sehr empfehlenswert für den Einsatz in deutschen Küchen. Ein gutes Modell ist dabei der Ei Electronics Ei603TYC (zu Amazon).

Mein Fazit

Es ist schon einigermaßen erstaunlich, dass ausgerechnet die Küche, als sehr häufiger Brandherd in deutschen Haushalten, von der Pflicht zur Anbringung eines Melders ausgenommen worden ist. Denn Hitzemelder sind nun auch nicht viel teurer als ein guter Rauchwarnmelder.

Allerdings halte ich ohnehin nichts davon sich nur nach den Verordnungen und Vorschriften zu richten. Allein schon der gesunde Menschenverstand sollte einem sagen, dass die Anbringung von Meldern in Küchen absolut sinnvoll für die Sicherheit der eigenen Familie ist. Denn bei einem Brand zählt wirklich jede Sekunde. Im Durchschnitt hat man laut Experte 3 Minuten Zeit, um seine Familie und sich bei einem Brand in Sicherheit zu bringen. Nicht viel wenn man unter Schock steht. Jede 10 Sekunden früher bringen einem hier wertvolle Sekunden.

Alexander

Seit vielen Jahren schreibe ich auf meinem Blog Rauchmelder-Guide.de über die besten Rauchmelder und was beim Umgang zu beachten ist. Ich habe mir die Testsieger bei unabhängigen Testmagazinen gekauft und genau geprüft. Außerdem viele weitere Rauchwarnmelder, die ich über die Jahre in meinen Testberichten getestet habe. Die besten haben es dann auf meinen Blog geschafft. Viele nicht. Seit längerem befasse ich mich intensiv mit Rauchmeldern, Gasmeldern und weiteren Warnmeldern. Von der Montage, über bekannte Probleme, bis hin zu den besten Modellen findest Du alles auf meinem Blog. Schau Dich einfach um. Wenn Du mehr über mich erfahren willst, dann schau auf meiner Über mich Seite rein.

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